Die Bibel: Vom Begegnungsort zum Marathon

Die Bibel: Vom Begegnungsort zum Marathon

20.12.2014

Gleich zwei Projektleiterinnen sind momentan bei der VBG im Einsatz. Beide engagieren sich für neue Bibellese-Erlebnisse in der Gruppe. Domenica Winkler ist verantwortlich für das zweite Gruppenheft «Begegnungsort Bibel» der editionvbg, Rebekka Sommerhalder organisiert den grossen Bibelmarathon. Wie sie damit eine neue Leidenschaft entfachen wollen, erklären sie im Interview.

Domenica, du bist schon einige Zeit bei der VBG und hast bereits die Produktion von «begründet glauben» koordiniert. Was ist neu am «Begegnungsort Bibel»?

Domenica Winkler (DW): «Begegnungsort Bibel» ist das zweite Gruppenheft, das die VBG herausgibt. Neu ist die Zweiteilung: Im ersten Teil gibt es vier Module für Gruppenzeiten – ähnlich wie bei «begründet glauben». Im zweiten Teil werden verschiedene Bibellesemethoden vorgestellt. Es ist also gleichzeitig ein Gruppenarbeitsheft für Hauskreisabende und ein kleines Nachschlagewerk von Methoden.

Das Projekt «der grosse Bibelmarathon» ist thematisch sehr nahe am neuen Gruppenheft und doch ganz anders. Worum geht es hier?

Rebekka Sommerhalder (RS): Auch ums Bibellesen in der Gruppe und um einen neuen Zugang zu Gott. Im Gegensatz zum Gruppenheft dreht sich hier aber alles um eine einzige Lesemethode: Bibelmarathon. Mit dem grossen Bibelmarathon wollen wir eine Begeisterung auslösen: Für diese Lesemethode, für die Bibel, für Gott. Die gewählte Form ist allerdings etwas unkonventionell. Keine grosse Veranstaltung, keine detaillierte Broschüre, keine ausgefallene Werbekampagne. Wir laden ganz einfach ein, während der Fastenzeit 2015 (18. Februar bis 4. April) die Methode auszuprobieren. Mitmachen kann jede Gruppe: Hauskreis, Jungschar-Team, Gemeindeleitung, Familie. Und weil es zahlreiche Gemeinschaften in der gleichen Zeit tun, wird eine grosse Bewegung daraus.

Also steht bei beiden Projekten das Bibellesen im Fokus. Zufall?

(DW): Klar ist in der VBG das Bibellesen wichtig. Es gehört zu unserem Kerngeschäft. Wichtig ist uns, immer wieder neue Herangehensweisen und kreative Ansätze zu entwickeln und damit die Freude am Lesen der Bibel neu zu entfachen. Insbesondere das gemeinsame Lesen in der Bibel kann einen ganz neuern Zugang zum «Wort Gottes» schaffen. Denn oftmals lesen wir die Bibel zuhause, still in unserem «Chämmerli». Doch gemeinsam mit Freunden die Bibel zu lesen, kann uns ganz neue Horizonte eröffnen.
(RS): Dabei geht es ja nicht um das Bibellesen an sich, sondern darum, in diesem genialen Buch unseren noch genialeren Gott zu entdecken. Weil er kreativ und vielfältig ist, sind wir von der Notwendigkeit einer begeisterten und abwechslungsreichen Bibellektüre überzeugt. Gerade auch in der Gruppe.

Schauen wir uns das neue Gruppenheft etwas näher an. Wie ist das Heft aufgebaut und für wen ist es gedacht?

(DW): Gedacht ist es als Arbeitsheft für Kleingruppen, Hauskreise, Pastoren, Studierende und alle Interessierten. Im ersten Teil helfen vier Module, ins Gespräch über die Bibel zu kommen. Dabei geht es nicht primär um inhaltliche Fragen, sondern mehr darum, welche Rolle die Bibel in meinem persönlichen Leben spielt, welche Erfahrungen ich mit ihr schon gemacht habe und welche Spuren sie hinterliess. Der zweite Teil stellt 20 Bibellesemethoden vor. Jede Präsentation beinhaltet Angaben zu Zeitdauer, methodischem Schwerpunkt (kognitiv, spielerisch, meditativ), einige Textbeispiele und natürlich den konkreten Ablauf der Methode. Mithilfe dieser Methoden ist es möglich, auf kreative, neue Art und Weise das Bibellesen in der Gruppe zu entdecken.

Das klingt nach einer gut durchdachten Sache. Wie habt ihr diese Inhalte erarbeitet?

(DW): Viele haben an diesem Arbeitsheft mitgearbeitet, bei mir als Projektleiterin sind alle Fäden zusammengelaufen. Wie schon bei «begründet glauben» war es uns wichtig, die vier Kleingruppen-Module zu testen und zu prüfen, ob unsere Ideen und Vorschläge für einen Gruppenabend funktionieren. Nach einer ersten Testphase haben wir ein ganzes Modul gestrichen und ein komplett neues kreiert. Die vier Module, die jetzt im Heft sind, wurden also mehrmals getestet und für gut befunden. Bei der Auswahl der Bibellesemethoden haben wir vor allem vom Erfahrungsschatz der VBG-Angestellten profitiert. Da kam einiges zusammen und wir haben dann die 20 geeignetsten Methoden ausgewählt.

Welche Wirkung erhoffst du dir von «Begegnungsort Bibel»?

(DW): Ich träume davon, dass Menschen neu entdecken, wie spannend, bereichernd und relevant das Lesen der Bibel für ihren Alltag ist. Personen, denen es schwer fällt, die Bibel zu lesen, sollen das gemeinsame Bibellesen als echte Bereicherung erleben. Und eine neue Leidenschaft für Gottes Wort entwickeln.

Geht es beim grossen Bibelmarathon um eine ähnliche Vision?

(RS): Ja. Auch damit wollen wir eine Leidenschaft wecken. Wir träumen davon, dass in der ganzen Schweiz eine neue Begeisterung für dieses Buch entsteht. Menschen sollen die Bibel als Begegnungsort mit Gott entdecken. Als Erlebnis in der Gruppe, das für jeden persönlich zu einer unvergesslichen Erfahrung wird. Sie sollen unseren dreieinigen Gott in einem grösseren Zusammenhang sehen und in einer tieferen Dimension erahnen. Im Grunde gehen die beiden Projekte wirklich Hand in Hand. Ich hoffe, dass wir gerade deshalb viele Menschen erreichen.

Nun konkret, was soll in der Fastenzeit 2015 passieren?

(RS): Während diesen sechs Wochen treffen sich Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten und lesen unterschiedliche Bücher der Bibel – alle in Form eines Bibelmarathons. Wir hoffen, dass 150 bis 200 Gruppen teilnehmen, einen oder mehrere Bibelmarathons veranstalten und – falls sie das möchten – Gäste einladen, der Lesung zuzuhören.
Die Methode «Bibelmarathon» ist so einfach und genial, dass es keinen speziellen Kurs oder eine seitenlange Anleitung dazu braucht. Kurz gefasst funktioniert das so: In einer Gruppe von 6 bis 15 Personen liest man sich abwechslungsweise aus der Bibel vor, ohne lange darüber zu diskutieren. Dafür nimmt man sich mindestens eine Stunde Zeit und liest ein ganzes Bibelbuch – oder sogar mehrere.

A propos: Warum eigentlich in der Fastenzeit?

(RS): Die Fastenzeit dient seit jeher einem intensiveren Kontakt zu Gott. Man verzichtet auf etwas, um dafür wacher für Gottes Gegenwart zu sein. Das passt hervorragend zum grossen Bibelmarathon. Ich verzichte auf eine Ablenkung, auf ein Genussmittel, vielleicht sogar auf Nahrung und widme mich intensiv der Bibel, um Gott neu oder anders oder umfassender zu entdecken. Ich glaube, dass Fasten und Bibellesen – miteinander kombiniert – eine noch viel grössere Wirkung entfalten können. Dennoch bleibt Fasten ein fakultativer Bestandteil des grossen Bibelmarathons.

Nebst der VBG ist auch Wycliffe Schweiz Träger dieser Bewegung. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

(RS): Hannes Wiesmann, Leiter von Wycliffe Schweiz, hat die Lesemethode quasi in die Schweiz «importiert». Er entdeckte den «Bibelmarathon» im Ausland und hat die Idee überzeugt verbreitet. Zu den ersten, die sich anstecken liessen, gehörten viele VBG-Mitarbeitende. Sie haben die Methode mit ihren Gruppen ausprobiert und sind allesamt begeistert davon. Gemeinsam entstand dann der Wunsch, weitere Menschen an dieser genialen Erfahrung teilhaben zu lassen.

Was passiert eigentlich nach dem grossen Bibelmarathon?

(RS): Wir verstehen diese Zeit als eine Art Kick-Off für eine langfristige Bewegung. Die Bibellesemethode soll bekannt gemacht und danach hoffentlich vielerorts weiter praktiziert werden. Dazu bedarf es aber keiner weiteren Koordination oder Werbung. Ähnlich wie andere etablierte Lesemethoden soll auch der Bibelmarathon zum Selbstläufer werden. Mindestens mittelfristig bleibt die Website aufgeschaltet, damit interessierte Gruppen alle Informationen und Materialien finden. Alles andere würde aber den Rahmen sprengen und zu viele Ressourcen binden.

Was passiert mit der editionvbg in der Zukunft?

(DW): Klar ist im Moment, dass noch zwei weitere Hefte unter dem Label editionvbg erscheinen werden. Eines zum Thema «Spiritualität» und das andere zu «Christsein im Alltag». Wann sie genau erscheinen, ist noch offen. Wahrscheinlich wird das nächste Heft Ende 2015 fertig.

Und nun ganz persönlich: Was begeistert euch an diesen Projekten?

(DW): Mich begeistert, dass sich die VBG immer wieder damit auseinandersetzt, wie man die Bibel lesen könnte. Es herrscht nicht die Meinung vor: «Wir haben das jetzt schon immer so gemacht, machen wir es auch in Zukunft so». Stattdessen wagt man sich an Neues, Innovatives heran. Ich bin dadurch sehr ermutigt, mein eigenes Bibelstudium kreativ zu gestalten.
(RS): Mir geht es ähnlich. Viel zu lange habe ich mich mit den gängigen Lesemethoden zufrieden gegeben und war doch nie ganz zufrieden. Ich hatte ja keine Ahnung – und noch jetzt bin ich erstaunt über die Vielfalt! Eigentlich sehe ich mich als kreativ und innovativ. Irgendwie haben sich diese Eigenschaften aber beim Bibelstudium nicht bemerkbar gemacht. Umso grösser ist meine Begeisterung für diese Projekte. Nicht nur für den grossen Bibelmarathon, sondern auch für das Gruppenheft. Ich werde es aufmerksam studieren und die Methoden mit Freunden ausprobieren. Auch meine Leidenschaft soll neu entfacht werden.